AKTUELLES

Es tut sich etwas für den Radverkehr in Deutschland: Städte planen neue Radwege, Bürgermeister bekennen sich öffentlich für Radverkehrsförderung, und überall im Land erheben Radfahrer*innen ihre Stimme. Ja, das sollte erst der Anfang einer guten und konsequenten Radverkehrsförderung sein, aber es ist ein positives Zeichen dafür, dass Politik und Verkehrsplanung das Fahrrad nicht länger links liegen lassen können.

Wir als Radfahrer sind gerade dabei zu entdecken, dass wir gemeinsam viel Druck auf die Politik ausüben können. Die vielen Radentscheide in ganz Deutschland zeigen das Bedürfnis der Menschen auf, in ihrer Stadt sicher Fahrrad fahren zu können. Radfahrende wünschen sich Städte, die nicht von Autos zugestellt sind, weniger Abgase und Motorenlärm und Platz für Menschen, die sich im öffentlichen Raum bewegen und begegnen können. Die Volksinitiative Aufbruch Fahrrad fordert eine Infrastruktur für den Radverkehr, die die Sicherheit von Radfahrenden zur obersten Priorität macht und somit vielen Menschen erlaubt, vom Auto auf das Fahrrad umzusteigen. Es gibt gute Beispiele für Städte, die dies bereits erfolgreich umgesetzt haben. Nicht nur das vielzitierte Kopenhagen gehört dazu, sondern auch Sevilla, London, New York, Barcelona oder Vancouver haben in den letzten Jahren viel für den Radverkehr getan. Wie das aussieht, kann man in den Street Films hier auf der Seite ansehen (http://www.aufbruchfahrrad.de/videos/).

Im Unterschied zu einer Petition kann man für unsere Volksinitiative ausschließlich auf Papier unterschreiben. Online zu unterschreiben ist bei einer Volksinitiative nicht zulässig. Das mag zwar unbequem und dem ein oder anderen unverständlich erscheinen, jedoch könnte die Rechtswirkung einer bloßen Petition oder einer rechtlich verbindlichen Volksinitiative nicht unterschiedlicher sein. Eine Petition, im Wortsinn eine Bittschrift, ist eine Bitte, ein Wunsch – das kann durchaus sinnvoll sein, ist aber völlig unverbindlich und kann von den zuständigen Petitionsausschüssen ohne weiteres abgelehnt werden. Eine Volksinitiative ist dagegen ein bindendes Element der direkten Demokratie: der Düsseldorfer Landtag wird unsere Vertrauensperson Dr. Ute Symanski und ihren Stellvertreter Thomas Semmelmann anhören müssen, wenn mehr als ein halbes Prozent der Wahlberechtigten in NRW ihre Unterschrift für die Volksinitiative Aufbruch Fahrrad geleistet hat.

Mit der Volksinitiative Aufbruch Fahrrad senden wir das Signal an die Politik in Nordrhein-Westfalen, dass wir als Radfahrer*innen eine starke und politisch relevante Größe sind. Je mehr Menschen sich an der Volksinitiative beteiligen, je mehr Unterschriften wir sammeln und Mitglieder in unserem Aktionsbündnis wir haben, desto stärker wird das Signal sein, dass wir an den Landtag übergeben können. Je mehr Menschen die Volksinitiative unterschreiben, desto größer wird der Druck auf die Politik sein, die Radverkehrsförderung entschlossen umzusetzen. Wer sich also bessere Radwege, mehr Sicherheit für Radfahrer*innen im Straßenverkehr und generell mehr Platz für’s Rad wünscht, sollte die Gelegenheit bis zum 1. Mai 2019 nutzen, seine Stimme für Aufbruch Fahrrad abzugeben.

Nach dem Laufen lernen im Kleinkindalter ist das Fahrrad das erste Verkehrsmittel, das Kindern eine selbstbestimmte Mobilität ermöglicht. Selbst mit dem Fahrrad zu fahren bedeutet für Kinder, den eigenen Aktionsradius zu erweitern und ihre Umgebung besser erkunden zu können. Als Fahrradfahrer nehmen sie am Verkehr teil und entwickeln auf diese Weise mehr Selbständigkeit.

Der Landesjugendring Nordrhein-Westfalen ist die Arbeitsgemeinschaft von 25 Jugendverbänden in NRW, die sich dafür einsetzen, dass Kinder und Jugendliche die Welt um sich herum mitgestalten können – unabhängig von ihrem sozialen Status, ihrer Religion oder Herkunft. Dazu gehört auch eine Stadt- und Verkehrsplanung, die Kindern und jungen Menschen Raum zur Entfaltung gibt und die Möglichkeit, sich im öffentlichen Raum zu begegnen. Dieses Engagement unterstreicht der Landesjugendring NRW durch die Mitgliedschaft im Aktionsbündnis der Volksinitiative Aufbrauch Fahrrad.

Der Vorstand des Landesjugendrings zeigt sich überzeugt von Aufbruch Fahrrad:

„Junge Menschen fahren viel Fahrrad. Aus Überzeugung, weil ihnen Nachhaltigkeit wichtig ist, oder auch weil es keine guten Bus- und Bahnanbindungen gibt. Der Landesjugendring NRW setzt sich als Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände für einen jugendgerechten Ausbau des Nahverkehrs aus. Dazu gehört für uns z.B. dass junge Menschen an der Verkehrsplanung beteiligt werden, dass die Zusatztickets für Fahrräder im ÖPNV abgeschafft werden sowie der Ausbau von Fahrradwegen. Deswegen unterstützen wir Aufbruch Fahrrad!“

Der Vorstand des Landesjugendrings besteht aus (v.l.n.r.) Maja Tölke, Jens Lübbe, Sarah Primus, Eric Schley, Peter Bednarz, Juliane Schulz (Foto: Landesjugendring NRW). In der Geschäftsstelle in Düsseldorf liegen außerdem Unterschriftenlisten aus.

Einen Fahrradhelm zu tragen ist für manche selbstverständlich, für andere ein rotes Tuch. Aktuell ist es (mal wieder) ein heißes Diskussionsthema, ausgelöst durch eine Forderung der Gewerkschaft der Polizei zur Einführung einer Helmpflicht beim Radfahren.

Ende Februar hatte das statistische Bundesamt einen deutlichen Anstieg der Unfallzahlen mit Radfahrern in 2018 gemeldet. Obwohl insgesamt die Zahl der Unfälle im Straßenverkehr leicht gesunken war (um 0,4%), stieg die Zahl der getöteten Radfahrer um 13,6% im Vergleich zum Vorjahr. Die Polizeigewerkschaft NRW nahm das zum Anlass, um eine gesetzliche Helmpflicht zu fordern. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) kommentierte im WDR dazu, dass er „im Moment“ noch nicht für die Helmpflicht sei, er werde aber „zunehmend nachdenklich“. Fahrradakteure wie der ADFC und der VCD, auch bekannte Radaktivisten wie Heinrich Stößenreuther, lehnen eine Helmpflicht beim Radfahren ab.

Nicht alle Radfahrer haben für diese Haltung Verständnis – insbesondere der helmtragende Teil der Radfahrer. Ein Helm schütze doch, was sei schlimm daran, einen zu tragen? Im Auto gebe es schließlich auch eine Gurtpflicht. Der Vergleich mit der Gurtpflicht hält allerdings einer genauen Betrachtung nicht stand, und auch darüber hinaus gibt es gute Gründe, auf einen Helm beim Radfahren zu verzichten (und die Frisurenfrage gehört ausdrücklich nicht dazu). Über das Für und Wider von Helmtragen auf dem Rad ist schon sehr viel geschrieben worden, und deswegen sollen an dieser Stelle die Argumente nicht noch einmal wiederholt werden. Die Position gegen eine Helmpflicht hat VelocityRuhr sehr gut aufgearbeitet, und allen, die sich einen Überblick verschaffen wollen, sei dieser Beitrag empfohlen: https://velocityruhr.net/blog/2019/02/27/helmdebatten-warum-eine-helmpflicht-ein-teil-des-problems-und-nicht-der-loesung-ist/

Es scheint, dass in der Debatte manche Befürworter einer Helmpflicht das Ablehnen derjenigen verstehen als ihr Gegenteil, nämlich ein Helmverbot. Die Positionierung gegen eine Helmpflicht bei Fahrradverbänden und Radaktivisten soll niemanden davon abhalten, einen Helm zu tragen. Laut ADFC und VCD kann das freiwillige Tragen eines Helms sogar sinnvoll sein, z.B. bei Kindern oder wenn ältere Menschen nach längerer Zeit wieder mit dem Fahrrad fahren beginnen. Auch viele Radaktivisten bei Aufbruch Fahrrad tragen einen Helm, die Autorin eingeschlossen. Es spricht absolut nichts gegen das Tragen eines Helms.

Das Fahrrad ist, anders als motorisierte Fahrzeuge, ein sehr niedrigschwelliges Verkehrsmittel. Jeder, der die Motorik beherrscht und ein Fahrrad zur Verfügung hat, kann es benutzen. Mit dem Fahrrad kommt man so gut wie überall hin, und außer auf Autobahnen kann man (fast) auf allen Wegen fahren. Gäbe es eine Helmpflicht, würde sich diese Freiheit umkehren in ein faktisches Benutzungsverbot für Menschen ohne Fahrradhelm: ein Fahrrad zu fahren, wäre nur dann erlaubt, wenn der oder die Fahrende dabei einen Helm trägt. Dabei wäre das „Fahrradfahrverbot für alle außer Helmträger“ unabhängig von der Länge der Strecke, der Erfahrung des Radlers / der Radlerin, dem Zweck des Radfahrens (Sport, gemütliche Radtour, zum Bäcker oder zur Arbeit fahren?) und dem Umfeld (entlang von Hauptverkehrsstraßen ohne Radweg, Feldwege oder durch das Wohngebiet?). Als Folge einer Helmpflicht würden dann weniger Menschen das Fahrrad nutzen. In Australien, das bereits in den 90er Jahren eine Helmpflicht einführte, sank das Radverkehrsaufkommen stark. Die australische Stadt Adelaide verzeichnete einen Rückgang um 55% (Quelle: http://www.urbanophil.net/urbane-mobilitat/mikael-colville-andersen-erklart-fahrradhelme-sind-ein-produkt-der-kultur-der-angst/)

Dies ist das Gegenteil von dem, was Radverbände und –initiativen erreichen wollen. Die Mitglieder des Aktionsbündnis Aufbruch Fahrrad setzten sich für das langfristige Ziel von 25% Radverkehrsanteil in NRW in 2025 ein, zum Schutz von Umwelt und Klima, für weniger Stau und lebenswertere Städte. Dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn viel mehr Menschen als bisher Fahrrad fahren. Deswegen sollten wir es Menschen so leicht wie möglich machen, auf möglichst vielen Wegen das Fahrrad zu nutzen – mit oder ohne Helm.

 

So gruselig, wie die Infrastruktur für Fahrradfahrer sich in manchen deutschen Städten darstellt, so gruselig ging es auch beim Geisterzug am Karnevalssamstag in Köln zu. Ein Team aus gut gelaunten Aufbruch-Fahrrad-Aktiven hatte schauderhafte Verkleidungen als Unfallopfer unter Einsatz von viel Kunstblut und Mullbinden gebastelt.

Das Motto des Geisterzugs lautete in diesem Jahr „Mieh Platz för Rädcher“ (für nicht-Kölner: mehr Platz für Räder) und lag damit ganz auf der Linie von Aufbruch Fahrrad. Klar, dass wir dabei sind! Auf Plakaten in „kölsche Sproch“ war zu lesen, wie wir uns die Zukunft des Radverkehrs in Köln und ganz NRW vorstellen, zum Beispiel „Mieh Secherheit op de Stroß und de Raddwäge“, „MIV-Karre – fott damet!“ und „300 Killometer överrejionale Raddwäge jedet Johr“. Seht selbst! Vielen Dank auch an den Karnevalsverein Ähzebär un Ko e.V., der den Geisterzug organisiert und das Aktionsbündnis Aufbruch Fahrrad unterstützt.

 

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